Logbuch der Lendermannen – Im Lande der Chatten

Das sechste Jahr brachte für die Lendermannen ein Thing beim Stamm der Chatten, zu dem sie, aus Dankbarkeit für die erfolgreich überstandene Seefahrt, eingeladen waren. Hier, im Land der Chatten stellte sich heraus, dass diese Bauern gar nicht so arm waren, wie sie immer sagten. Sicher hatten sie nicht viel Kupfer und Silber in ihren Truhen, aber Essen und Trinken tischten sie so reichlich auf, dass die Nordmänner sich die vom vielen guten Essen geblähten Wänste reiben mussten.

Besonders der Ohm der Chatten, der immer wieder neue Köstlichkeiten auf die Tische schleppte, tat sich als Koch hervor. Als er gar eine ganze, knusprig gebratene Sau auf einem großen Holzbrett auftragen ließ, kannte die Begeisterung der Lendermannen keine Grenzen mehr. Leif-Erik Holm, der nicht nur Badezuber sondern auch gutes Essen sehr zu schätzen wusste, wollte den Ohm sofort überreden, auf der nächsten Heerfahrt für die Lendermannen zu kochen. Als der überlegend seinen gewaltigen Schädel wiegte, bot er ihm an, die Chatten auch im kommenden Jahr wieder ohne Bezahlung auf der Knorr der Lendermannen mitzunehmen. Der Ohm stimmte zu. Leif-Erik musste ihm aber versprechen, diesmal keine Bilgensau zu halten, da er das Fleisch einer Sau, die sich von Erbrochenem ernährt hätte, in gar keinem Fall zubereiten würde.

Arnulf Arnhelmson, der seine schweren Verletzungen offensichtlich sehr gut ausgeheilt hatte, war auch zu diesem Thing angereist. Aber nicht allein. Er stellte den breit grinsenden Lendermannen seine zukünftige Ehefrau Mali Huldadottir vor. Mali war die Tochter eines reichen Händlers aus Estland. Sie konnte lesen und schreiben und war hoch schwanger. Auch Leif-Erik Holm konnte sich eine anerkennde Bemerkung über Arnulfs gute Gesundheit nicht verkneifen. Besonders erfreut war er, als er erfuhr, dass Mali Zwillinge zur Welt bringen würde und einer davon, nach ihm, den Namen Leif bekommen sollte. Vorausgesetzt natürlich, es würden männliche Zwillinge. Arnulf hatte daran aber keinerlei Zweifel.

Nur Malis Bruder Ansgar, der mit dieser Verbindung offensichtlich überhaupt nicht einverstanden war, zeterte immer wieder: „Warum musste sich meine Schwester ausgerechnet von Dem schwängern lassen?“ Selbst bei dem Handel um den Brautpreis stellte er derart unverschämte Forderungen an Arnulf, dass er sich damit fast dem Zorn der Lendermannen aussetzte. Schließlich aber wurde man sich, im Hinblick auf Malis baldige Niederkunft, doch zähneknirschend einig.

Auch Arn Hanson, der junge Mann, der zum ersten Thing der Lendermannen bereits in Starkadsund war, sich bei der Fahrt nach Nyland bewährt hatte und sein Kupfer mittlerweile für ordentliche Kleidung und sogar Schuhe ausgegeben hatte, war zum Thing der Chatten gekommen. Ebenfalls nicht allein. Er hatte den Sohn seines Onkels, Alf Ranulfson, mitgebracht. Der junge Mann besaß ein Schwert, aber keinen Schild. Auch seine Kleidung gab darüber Auskunft, dass Arn Hansons Verwandte nicht mit Reichtum gesegnet waren. Aber bei verschiedenen Waffenübungen und bei der Jagd, stellte sich dann heraus, dass Alf Ranulfson im Umgang mit Speer und Schwert sehr geübt war. Das freute den Hetman der Lendermannen. Besonders, da Alf darum bat, in Zukunft mit den Lendermannen fahren zu dürfen und versprach, sich in der Bedienung des großen Onagers unterweisen zu lassen. Das freute wiederum auch Arn Hanson, der meinte „Ich habe noch viele Verwandte. Die sind zwar alle arm wie Feldmäuse, aber sie können alle gut mit ihren Waffen umgehen!“