Logbuch der Lendermannen – Auch Schwarzes Eis kann man zerschlagen

Nach dieser Reise nach Neu-Freystadt, die wiederum viel Kupfer und Silber in die Truhen der Lendermannen gespült hatte, beluden sie ihre Knorr mit dem Onager, dem gefürchteten Katapult, besorgten, wie vom Hetman gesagt, eine Bilgensau, nahmen die Chatten an Bord und fuhren mit dem Großen Heer der Nordleute nach Nyland.

Immer wieder musste hier das Große Heer die Stadt des Admirals Paolo Armatio, der die Nordleute als Garde angeworben hatte, gegen untote Kämpfer, die ‚das schwarze Eis‛ genannt wurden, verteidigen. Als aber von einem einzigen Steinbrocken des Onagers, der wieder von dem auf der Palisade stehenden Ahasver dirigert wurde, gleich fünfzehn Untote erschlagen wurden, blieben weitere Angriffe auf das Lager der Nordleute aus.

Da Paolo Armatio, gegen gutes Geld natürlich, dem Großen Heer verboten hatte, seine Stadt oder die Lager von anderen Bündnissen zu schleifen, gingen die Nordleute ihrer liebsten Beschäftigung, dem Saufen, Raufen und Spielen, nach. Die große rote Jurte der Lendermannen wurde zur Festhalle, in der das Bier und der Met in Strömen lief, und die einen Tänzerinnen den nächsten den Weg wiesen. Immer wieder war hier auch der Elb Rangdor zu finden. Er saß meist still in einer Ecke und sah dem wilden Treiben der Nordleute zu. Offensichtlich schien er, für einen Elben sehr ungewöhnlich, Gefallen daran zu finden.

Um sich die Langeweile zu vertreiben, begannen die Lendermannen, vor dem Tor Ringkämpfe auszutragen. David Sveranson, der wegen einer Fußverletzung nicht gut laufen konnte, saß auf einem Strohhaufen, wettete immer wieder auf Arn Hanson, der ein guter Ringer und Faustkämpfer war, und gewann eine Menge Kupferstücke.

Schliesslich kamen sogar die Anführer aller anderen Lager zu den Nordleuten um mit Jarl Ragnar, der in diesem Jahr Heerkönig war, zu speisen und ihm ihre Aufwartung zu machen, so wie es sich gehört. Während das Gelage in vollem Gange war, tauchten drei Orks vor dem Tor auf, die etwas von einem Banner faselten und die Nordleute anpöbeln wollten.  Als sie schliesslich die Torwache angriffen, rief der Heerkönig nur: „Wer stört? Erschlagt sie!“, und im nu wurden sie kurzerhand von Harald Andarson sowie einigen anderen Nordleuten erschlagen und auf einen Misthaufen geworfen. Erst als sie sich deren Beutel etwas näher ansahen, um vielleicht noch ein wenig Kupfer zu finden, bemerkten sie, dass es sich bei einem der Orks um Gorgrim Morgul , den Anführer des Ork-Heeres, handelte. „Nun ja, diese Grünhäute sehen alle gleich aus“, brummte Harald Andarson.

Natürlich waren die Orks, die Svartalben und andere dunkle Gestalten wegen dieser Tat sehr aufgebracht, waren aber zu feige und zu schwach, das Lager des Großen Heeres anzugreifen. So kam es immer wieder zu kleinen Scharmützeln und Überfällen auf  kleine Gruppen der Nordleute.
Schliesslich wurde es den Nordleuten zuviel, und die Sippe der Harsumer hatte viele mutige Männer verloren. Also waren es die Nordleute, welche das Lager der Orks schleifen wollten, um der Sache ein Ende zu bereiten. In der Schlacht vor dem Orklager sah Leif Erik wie drei Svartalben einem blutend am Boden liegenden Nordmann den Hals abschneiden wollten. Sofort warf er Seife und  Trockentuch von sich, zog seinen Sax, sprang mit beiden Füßen schützend über den Nordmann und schrie: „Ich schicke euch alle zu Hel, mit euren Köpfen unter den Armen! Wer will der Erste sein?“ Da keiner der Svartalben der Erste sein wollte, der von Leif-Erik Holms Sax kosten wollte, verdrückten sie sich.

Leif-Erik trug den schwer verletzten Nordmann zu Aldifreida, der Heilerin des Roten Stier, die ihn, obwohl kaum Hoffnung auf sein Überleben bestand, wieder zusammenflicken konnte. Als der Verletzte die Augen wieder aufschlug, sagte er, sein Name sei Arnulf Arnhelmson und er sei ein Huskarl des Hersirs von Harsum. Da er sich aber an die heldenhafte oder völlig irre, selbstmörderische Rettungstat von Leif -Erik Holm, durch die er noch am Leben war, erinnern konnte, schwor er diesem, seine Blutschuld abzutragen und dem offensichtlich vom Glück begünstigten Hetman der Lendermannen ein Jahr lang zu folgen. Der Hersir des Harsumer Haufens, der ohne Leif-Eriks Tat mit Sicherheit einen weiteren guten Kämpfer verloren hätte, stimmte zu. Dieser Handel sollte gelten vom kommenden Winterthing bis zum Winterthing des nächsten Jahres.
Die Orks jedoch waren in der Zwischenzeit geflüchtet, und hatten sich irgendwo in den Wäldern verkrochen.

Als die letzten Knochen der geschlachteten Bilgensau hinter den Zelten verschwunden waren löschten die Lendermannen die Feuer und traten die Heimreise nach Fjoreholm an. Den Herbst verbrachten sie hier mit dem Bau eines Langhauses für den Hetman und seine Huskarle. Arn Hanson, der hoffte, dass einige seiner Brüder sich ebenfalls auf Fjorehom ansiedeln würden, baute eine kleine Hütte, die er großspurig „Hof“ nannte. Harald Andarson braute Bier in einem großen Kessel und Ahasver sammelte Äpfel, die er zu neuem Schnaps verarbeiten wollte. So ging auch dieses Jahr der Lendermannen, in dem sie erfolgreich und sogar zu Reichtum gekommen durch die Welt zogen, zu Ende.